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die_eckernfoerder_foerde [2025/05/24 18:55] – created martindie_eckernfoerder_foerde [2025/05/24 22:05] (current) martin
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 =====Die Eckernförder Förde===== =====Die Eckernförder Förde=====
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-Die Natur hat in der Eiszeit den Einschnitt, wodurch unsre Förde entstanden ist, in einen besonderen Zustand – wie mit einer Schablone in Trichterform – hergestellt, wobei alle weiteren Einschnitte keiner in solcher Form längs unsrer Ostseeküste gestaltet wurde, so auch mit der Wassertiefe. 
  
-Wenn man die Ausläufer von unsrer Außenförde betrachtetwo auf den Südaufgang bei Dänisch-Nienhof mit der Steilküste nach Südosten bis „Bülk“, wo dann der Einschnitt nach Westen zu als Strander-Bucht weitergehtund somit der Einschnitt an der Nordseite der Kieler Förde ist.+Die Natur hat in der Eiszeit den Einschnittdurch den unsere Förde entstanden ist, in einen besonderen Zustand gebracht – wie mit einer Schablone in Trichterform. Kein weiterer Einschnitt entlang unserer Ostseeküste wurde in einer solchen Form geschaffenauch nicht in Bezug auf die Wassertiefe.
  
-An der Nordseite unsrer Außenförde verläuft der Ausläufer von Boknis ab nach Norden bis zur SchleimündungUnsre Förde liegt von der Mitte aus von innen nach außen auf Ostnordost-Kurs.+Betrachtet man die Ausläufer unserer Außenförde, so findet man auf der südlichen Seite bei Dänisch-Nienhof eine Steilküste, die sich nach Südosten bis „Bülk" erstrecktVon dort setzt sich der Einschnitt nach Westen als Strander Bucht fort und bildet somit die nördliche Begrenzung der Kieler Förde.
  
-Im Mitten der Außenförde liegt der Mittelgrund – die steinige Hauptfläche – mit einer Tiefe von 8–9 m, hat ungefähr in der Länge sowie auch in der Breite einen Stand von einer Seemeile. Doch die Länge des Mittelgrunds mit seinen steinigen Ausläufern nach Nordosten zu bis an die 20 m Wassertiefe beträgt bald 2 SeemeilenDer Ausläufer vom Kern des flachen Mittelgrunds nach Westen zu ist bei ½ Seemeile.+An der Nordseite unserer Außenförde verläuft der Ausläufer von Boknis ab nach Norden bis zur SchleimündungUnsere Förde erstreckt sich von der Mitte aus gesehen von innen nach außen auf einem Ostnordost-Kurs.
  
-Die aber gleich nach einem flachen kurzen Abstieg die Wassertiefe von 23–25 m erreicht. Auf der Nordseite liegt der steinige Grund bis 1617 m und geht dann gleich auf eine Wassertiefe von 25–26 m über. Auf der Südseite reicht der steinige Grund bis an die 20 m Grenze und dann auch gleich an die Wassertiefe von 22–23 m.+In der Mitte der Außenförde liegt der Mittelgrund – die steinige Hauptfläche – mit einer Tiefe von 8–9 m. Er misst in Länge und Breite jeweils etwa eine Seemeile. Die Länge des Mittelgrunds mit seinen steinigen Ausläufern nach Nordosten, wo die Wassertiefe bis an die 20 m reicht, beträgt nahezu 2 Seemeilen. Der Ausläufer vom Kern des flachen Mittelgrunds nach Westen misst etwa eine halbe Seemeile.
  
-Von der Grenze der Außenförde in westlicher Richtung sich beide Küsten allmählich in der Breite verringern. Die Außenförde hat eine Breite von 10 000 (5,5 sm) und verengt sich bis zur Innenförde auf 3000 (1,8 sm).+Nach einem flachen, kurzen Abfall erreicht die Wassertiefe bereits 23–25 m. Auf der Nordseite liegt der steinige Grund bei 16–17 Tiefe und fällt dann rasch auf 25–26 m ab. Auf der Südseite reicht der steinige Grund bis an die 20 m-Grenze und geht dort ebenfalls rasch auf 22–23 über.
  
-Die Länge der Förde auf der Nordseite von „Bokniseck“ bis zur heutigen Stadtküste liegt bei 15,6 km (8,35 sm)auf der Südseite bei 19,0 km, gute 10 sm. Die Wassertiefe von der Schaarkante der Stadtküste bis zum „Ringelnatter“, die Ansteuerungs-Bake, von 4 m bis zu 20 m, dann nach draußen bis querab von „Bratberg“, „Kronsorter-Huk“ bei 23 m – von hier nach draußen zur Außenförde – nimmt die Wassertiefe bis auf 29 m zu auf der Nordseite, auf der Südseite hält sich die Wassertiefe durchschnittlich von 23–24 m.+Von der Grenze der Außenförde in westlicher Richtung verringert sich der Abstand beider Küsten allmählich. Die Außenförde hat eine Breite von 10 km (5,sm) und verengt sich zur Innenförde hin auf km (1,sm).
  
-Diese Wassertiefen der Förde stellen sich schon meistens ein von 100150 m von der Schaarkante ab, einige Stellen an der Nordseite schon weit unter 100 m.+Die Länge der Förde beträgt auf der Nordseite von „Bokniseck“ bis zur heutigen Stadtküste 15,6 km (8,35 sm), auf der Südseite 19,0 km – gute 10 sm. Die Wassertiefe reicht von der Schaarkante an der Stadtküste bis zur Ansteuerungsbake „Ringelnatter“ von 4 m bis zu 20 m. Weiter draußen, querab von „Bratberg“ und „Kronsorter-Huk“, beträgt sie 23 m. Von dort aus zur Außenförde steigt die Tiefe auf der Nordseite auf bis zu 29 m. Auf der Südseite hält sie sich im Durchschnitt bei 23–24 m.
  
-Der Meeresgrund unsrer Förde von Schaarkante zur Schaarkante besteht aus einem steinfreienweichen Mudgrund, wo in der Innenförde unterhalb vom sogenannten „Hemmelberg“ – eine alte Fischerbenennung – ein kleiner mit Steinen belegter Grund ist, wie auch auf der Südseite unterhalb der „Mövenberge“. Aber diese kleinen Steingebiete reichen nur an einzelne Stellen bis zu 4–500 m von der Küste. Es waren Gebiete für die Kleinfischerei und auf der Nordseite mit einem Bundgarnplatz belegt.+Diese Wassertiefen der Förde beginnen meist schon in einem Abstand von 100–150 m von der Schaarkante, an einigen Stellen auf der Nordseite sogar deutlich darunter.
  
-Die von mir erwähnte Schaarkante ist dortwo vom Ufer ab der flache Sandgrund in tieferes Wasser schräg abfälltDie Schaarkanten bei uns auf beide Küsten der Förde liegen an mehreren Stellen weit unter 100 m vom Küstenufer ab. Hierdurch konnte – und entstand auch – dass sich die Küstenfischerei von Alters her immer mehr vergrößerte, mit der Wadenfischerei an beide Küsten unsrer Förde als Fangplätze benutzt wurden.+Der Meeresgrund unserer Förde besteht von Schaarkante zu Schaarkante aus einem steinfreienweichen MudgrundIn der Innenförde, unterhalb des sogenannten „Hemmelberg“ – eine alte Fischerbezeichnung – befindet sich ein kleiner, mit Steinen bedeckter Grund, ebenso auf der Südseite unterhalb der „Mövenberge“. Diese kleinen Steingebiete reichen allerdings nur an einzelnen Stellen bis zu 400–500 m von der Küste hinaus. Sie waren Gebiete der Kleinfischerei, auf der Nordseite auch mit einem Bundgarnplatz versehen.
  
-Diese Fischerei wurde auch in den anderen Einschnitten betriebenaber nur mit einigen Fangplätzen dieser Art auf verschiedene Stellen ihrer Küsten.+Die von mir erwähnte Schaarkante ist jener Bereichwo der flache Sandgrund vom Ufer aus schräg in tieferes Wasser abfällt. An beiden Küsten unserer Förde liegen diese Schaarkanten an mehreren Stellen weit unter 100 m vom Ufer entfernt. Dadurch konnte sich (und hat sich auch) die Küstenfischerei seit Alters her stark ausbreiten. Die Wadenfischerei wurde an beiden Küsten unserer Förde als Fangmethode genutzt.
  
-Unsre Förde war von früher her ein fischreiches Gewässer gewesen, mit vielerlei Fischen. Die Hauptarten waren die Blankfische, Heringe, Sprotten und dazu die Plattfische, wo der Goldbutt den größten Anteil hatte, und auch noch sonstige Arten von Fischen.+Auch in anderen Einschnitten wurde diese Fischerei betriebenallerdings mit nur wenigen derartigen Fangplätzen an verschiedenen Küstenabschnitten.
  
-Durch diesen Fischreichtum hat sich mit den Jahren die Fischerei immer mehr vergrößertwo sie zuerst in der Innenförde und im Noor ihre Fangplätze hattenwo unser „Noor“ noch offene Verbindung mit der Innenförde hatte.+Unsere Förde war von früher her ein fischreiches Gewässer mit vielfältigem Fischbestand. Zu den Hauptarten zählten die BlankfischeHeringe, Sprotten und dazu Plattfischewobei der Goldbutt den größten Anteil hatte, dazu kamen weitere Fischarten.
  
-Mit der Vergrößerung der Fischerei steigerten sich auch die Anlandung aller Fischarten, wie auch der Handel damit, und ihre Bearbeitung zu einer Hauptnahrung der BevölkerungDie Fischerei in Eckernförde ist so alt wie die Stadt. Mitte des 18. Jahrhunderts waren durch Privilegien vom Bürgermeister wie vom dänischen Stadtvogt, waren 1743 in der Stadt neun namentlich aufgeführte Räuchereien, und für die Fischer wurden vor der Stadtküste sieben namentliche Fangplätze festgelegtum keine Streitigkeiten zwischen den Fischern zu veranlassen.+Dieser Fischreichtum führte im Laufe der Jahre dazu, dass sich die Fischerei stetig ausweiteteAnfangs lagen die Fangplätze in der Innenförde und im Noorals unser Noor noch eine offene Verbindung zur Innenförde hatte.
  
-Damals lag die ganze Fischereiwie Räucherei und der Handel mit ihren Erzeugnissen in den Händen vom Bürgermeister und dem dänischen Stadtvogt. Von hier aus wurden die Preise für grüne wie geräucherte Ware festgelegtDer Haupthandel war mit Hamburg und sonstigen StädtenEs blieb aber doch nicht aus, dass es damals auch schon schwarze Schafe gab, die sich dem geheimen Handel hingaben, trotzdem dass das „Aus-der-Reihe-Tanzen“ mit einer harten Strafe bestraft wurdeDer Stadtbürgermeister war noch nach 100 Jahren für die Fischerei der Präsist.+Mit der Ausweitung der Fischerei steigerten sich die Anlandung aller Fischarten, der Handel damit sowie deren Verarbeitung zu einer Hauptnahrungsquelle der Bevölkerung. Die Fischerei in Eckernförde ist so alt wie die Stadt selbstMitte des 18Jahrhunderts gab es – auf Grundlage von Privilegien des Bürgermeisters und des dänischen Stadtvogts – im Jahr 1743 neun namentlich aufgeführte Räuchereien in der StadtFür die Fischer wurden vor der Stadtküste sieben namentlich festgelegte Fangplätze bestimmt, um Streitigkeiten untereinander zu vermeiden.
  
-Eckernförde war schon vom 15. Jahrhundert an für die damalige Zeit ein guter Umschlaghafenwas unsrer Förde zu verdanken warDa die Handelsschifffahrt nur auf ihre Segelkraft angewiesen warbot die Förde ein tiefes und breites Fahrwasser für die Segelschiffe.+Damals lagen die gesamte Fischereidie Räucherei und der Handel mit ihren Erzeugnissen in den Händen des Bürgermeisters und des dänischen StadtvogtsVon dort aus wurden die Preise sowohl für frische als auch für geräucherte Ware festgelegt. Der Haupthandel erfolgte mit Hamburg und anderen Städten. Dennoch blieb es nicht aus, dass es bereits damals schwarze Schafe gab, die sich dem geheimen Handel widmeten – obwohl „Aus-der-Reihe-Tanzen“ mit harten Strafen geahndet wurde. Noch ein Jahrhundert später war der Stadtbürgermeister der Präsist der Fischerei.
  
-Mitte des 16. Jahrhunderts lag uns Eckernförde mit der Stadt Rendsburg in einem großen Konflikt über LagerbautenDie Rendsburger wollten den Eckernförder Hafen gewissermaßen zu ihrem Handelsvorort ausbauen – das wollten die Eckernförder aber nicht. 1545 musste Herzog Adolf VIII. von Schleswig den Eckernförder ein Privileg bestätigendass keine ausländischen Kaufleute sich hier einnisten sollen.+Eckernförde war bereits im 15Jahrhundert – gemessen an den damaligen Verhältnissen – ein bedeutender Umschlaghafenwas der Förde zu verdanken war. Da die Handelsschifffahrt ausschließlich auf Windkraft angewiesen war, bot die Förde ein tiefes und breites Fahrwasser für die Segelschiffe.
  
-Die Schifffahrt vermehrte sich immer mehrsodass im 17.18Jahrhundert hier erstmals viele Segelschiffe für den Handel gebaut wurdenIn unserem Eckernförde waren 36 Handelsschiffe beheimatet, die ihre Fahrten in den großen Häfen längs der ganzen Ostseeküste nach Bergen und sonstigen Häfen in Norwegennach Frankreich, Portugal, Spanien und im Mittelmeer nach Italien und Venedig machten. Aber es gab auch mehrere Schiffe, die dabei verloren gingen.+Mitte des 16. Jahrhunderts gerieten Eckernförde und die Stadt Rendsburg in einen heftigen Streit über Lagerbauten. Die Rendsburger beabsichtigtenden Eckernförder Hafen gewissermaßen zu ihrem Handelsvorort auszubauen – was die Eckernförder jedoch ablehnten1545 musste Herzog Adolf VIIIvon Schleswig den Eckernförder Bürgern das Privileg bestätigendass sich keine ausländischen Kaufleute hier niederlassen dürften.
  
-Als der Krieg zwischen England und Dänemark ausbrachging der ganze Handel mitsamt den Schiffen, die von Engländern gekapert wurden, in den AbgrundEs kam für uns Eckernförde eine schlechte Zeit – KriegKriegKrieg.+Die Schifffahrt nahm immer weiter zusodass im 17. und 18. Jahrhundert erstmals zahlreiche Segelschiffe für den Handel gebaut wurden. In Eckernförde waren 36 Handelsschiffe beheimatetdie große Fahrten entlang der gesamten Ostseeküste bis nach Bergen sowie zu weiteren Häfen in NorwegenFrankreich, Portugal, Spanien und bis ins Mittelmeer nach Italien und Venedig unternahmen. Allerdings gingen auch mehrere dieser Schiffe auf See verloren.
  
-Es soll in den 60er Jahren des 19. Jahrhunderts gewesen sein, dass sich eine schottländische mechanische Netzfabrik anbot, jede Netzart aus Baumwolle in Stärke und Maschenweite herzustellenIn den 70er Jahren soll in Itzehoe auch eine mechanische Netzfabrik in Betrieb gegangen sein.+Als der Krieg zwischen England und Dänemark ausbrach, brach auch der gesamte Handel zusammenViele Schiffe wurden von den Engländern gekapert – und damit stürzte der Handel ins Bodenlose. Für Eckernförde begann eine schlechte Zeit – Krieg, Krieg, Krieg.
  
-Ich glaube, dass mehrere Seeleute aus Eckernfördedie ja brotlos geworden waren, zur Fischerei übergingenDenn 1833 wurde der erste Fischereiverein in Eckernförde gegründet, maßgebend hierfür war der Stadtbürgermeister.+Es soll in den 1860er Jahren gewesen sein, dass sich eine schottische mechanische Netzfabrik anbotNetze aller Art aus Baumwolle in unterschiedlichen Stärken und Maschenweiten herzustellenIn den 1870er Jahren wurde auch in Itzehoe eine mechanische Netzfabrik in Betrieb genommen.
  
-Die Fischerei war ein schwerer Berufda sie ihre Netze für den Fischfang selbst knoten mussten. Es gab alte Fischer, die nicht mehr fischtenaber sich damit beschäftigten, Netze zu knoten – vielfach auch mit ihrer Frau, die ebenfalls knoten konnte.+Ich glaubedass mehrere Seeleute aus Eckernförde, die brotlos geworden warenzur Fischerei übergingen. Denn im Jahr 1833 wurde der erste Fischereiverein in Eckernförde gegründet – maßgeblich initiiert durch den Stadtbürgermeister.
  
-Bei der Herstellung größerer Netze taten sich immer mehrere Fischer zusammenum gemeinsam ein solches Netz zu knoten. Der Anstieg der Wadenfischerei erfolgteals eine schottländische mechanische Netzfabrik sich anbotjede Netzart aus Baumwolle in Stärke und Maschenweite herzustellen.+Die Fischerei war ein schwerer Beruf, da die Fischer ihre Netze für den Fang selbst knüpfen mussten. Es gab alte Fischer, die selbst nicht mehr aufs Wasser gingen, sich aber weiterhin mit dem Knüpfen von Netzen beschäftigten – oft zusammen mit ihrer Fraudie ebenfalls diese Fertigkeit beherrschte.
  
-Da sich die Fischerei mehr entwickelte und vergrößerte – und das war hauptsächlich bei der Wadenfischerei mussten auch mehr Fangplätze geschaffen werden. Hierfür waren die Küsten unsrer Förde wie gemacht: die sogenannte Schaarkante – dortwo das flache Wasser auf den Sandgrund vom Ufer ab auf tieferes Wasser ziemlich schräg abfiel – ging gleich in einen Mudgrund über, der sich quer über die Förde bis zur südlichen Schaarkante und von der Stadtküste nach draußen weit, weit über die Außenförde hinaus befindet. Deshalb kann die Wadenfischerei längs den Küsten der Förde betrieben werden.+Bei der Herstellung größerer Netze schlossen sich mehrere Fischer zusammen, um gemeinsam ein solches Netz zu knüpfen. Der Aufschwung der Wadenfischerei begannals eine schottische mechanische Netzfabrik sich anbotNetze aller Art aus Baumwolle in verschiedener Stärke und Maschenweite herzustellen.
  
-Bis auf einige kleine Stellen in der Innenförde mit steinigem Grund – bis auf 4–500 m von der Küste ab, auf der Nordseite unterhalb von Hemmelberg und auf der Südseite unterhalb der „Gelben Berge“ – befinden sich dort keine Fangplätze für die WadenfischereiEs waren Plätze für die Kleinfischerei, und auf der Nordseite ein Platz für ein „Bundgarn“.+Mit der wachsenden und sich entwickelnden Fischerei – insbesondere der Wadenfischerei – mussten auch mehr Fangplätze geschaffen werden. Dafür boten sich die Küsten unserer Förde geradezu an: die sogenannte Schaarkante – jener Bereichwo das flache Wasser auf dem Sandgrund vom Ufer aus schräg in tieferes Wasser übergeht – schließt direkt an einen Mudgrund an, der sich quer durch die Förde bis zur südlichen Schaarkante zieht und von der Stadtküste weit über die Außenförde hinausreichtDaher konnte die Wadenfischerei entlang der Küsten der Förde betrieben werden.
  
-| Jetzt kommt eine Auflistung der [[Wadenzüge]]|+Bis auf einige kleinere Stellen in der Innenförde mit steinigem Grund – etwa 400–500 m von der Küste entfernt, auf der Nordseite unterhalb von Hemmelberg und auf der Südseite unterhalb der „Gelben Berge“ – befanden sich dort keine geeigneten Fangplätze für die Wadenfischerei. Diese Bereiche waren den Kleinfischern vorbehalten; auf der Nordseite befand sich dort zudem ein Platz für ein Bundgarn.
  
-Die 146 gesetzlichen Waadenzüge standen der Wadenfischerei vom 1. September bis zum 30. April jedes Jahres zur Verfügung. Alle Züge hatten von der Schaarkante ab eine nach See zu reichende Begrenzung von 240 Faden (450 m), und in der Breite war so viel Platz, dass jede Waade voll ausgesetzt werden konnte.+<WRAP info> Jetzt kommt eine Auflistung der [[Wadenzüge]] </WRAP>
  
-Die Waaden in Eckernförde hatten sich von den 1870er Jahren bis zur Jahrhundertwende von etwa 30 Waaden auf 72 vermehrtNach dem Ersten Weltkrieg 1914–18 verringerte sich die Zahl wieder bis in den 50er-BereichDas lag zum Teil daran, dass von 1905–1907 mehrere Fischerfamilien nach SonderburgApenrade, Langballigau und Laboe auswandernden, aber auch daran, dass sich mehrere Fischer einen Motor in eines ihrer Waadboote einbauen ließen.+Die 146 gesetzlichen Waadenzüge standen der Wadenfischerei vom 1. September bis zum 30. April eines jeden Jahres zur VerfügungAlle Züge hatten von der Schaarkante aus eine nach See hin reichende Begrenzung von 240 Faden (450 m), und in der Breite war so viel Platz vorgesehen, dass jede Waade vollständig ausgesetzt werden konnte.
  
-Die Auswanderung war die Folge der Überbevölkerung in der Fischerei, wodurch die Grundlage für die „Sicherheit“ des Lebensunterhalts nicht mehr bestandDer Höhepunkt der Eckernförder Wadenfischerei war die Jahrhundertwende, wie ich schon erwähnteZu 72 Waaden gehörten 144 Waadbootedie 9 m lang und 2,8–3,00 m breit waren. Alle Boote hatten im letzten Drittel eine Winde aus Eichenholz mit 15 cm Stärke und zwei Eschenspeichen. Die Winde war von Dullbord zu Dullbord befestigt. Auf der Winde war eine 14 mm starke Hanfleine von 4 mal 110 m Länge aufgewickelt.+Die Anzahl der Waaden in Eckernförde hatte sich von den 1870er Jahren bis zur Jahrhundertwende von etwa 30 auf 72 erhöhtNach dem Ersten Weltkrieg 1914–18 verringerte sich diese Zahl wieder auf einen Bereich um die 50Das lag zum Teil darandass zwischen 1905 und 1907 mehrere Fischerfamilien nach SonderburgApenradeLangballigau und Laboe auswanderten, aber auch daran, dass sich einige Fischer einen Motor in eines ihrer Waadboote einbauen ließen.
  
-Bei jedem Abschnitt von 110 m (60 Faden) war eine Markierung. Beim Aussetzen der Waade bedeutete das Abrollen der Leine bis zum letzten Ende auf der Winde „Tamp-aff“. Die nächste Marke war „erster Knopp“, die folgende „zweiter Knopp“, die letzte Marke bedeutete „nie Lien“Das waren die letzten 60 FadenDie Leinenlänge von 240 Faden (440 m) war die gesetzliche Länge für die Wadenfischerei. Bei Überschreitungen war der Vorstand des Wadenvereins verpflichtet, eine Strafe zu verhängenDas galt auch bei Störungen und sonstigen Schwierigkeiten beim Aussetzen der Waade untereinander – dann konnten Klagen eingebracht werden.+Die Auswanderung war eine Folge der Überbevölkerung im Fischereiwesenwodurch die Grundlage für die Sicherheit des Lebensunterhalts nicht mehr gegeben warDer Höhepunkt der Eckernförder Wadenfischerei lag um die Jahrhundertwende, wie bereits erwähntZu 72 Waaden gehörten 144 Waadboote, die jeweils 9 m lang und 2,8–3,0 m breit waren. Alle Boote verfügten im hinteren Drittel über eine Winde aus Eichenholz mit 15 cm Stärke und zwei Speichen aus Eschenholz. Diese Winde war von Dollbord zu Dollbord befestigtAuf ihr war eine 14 mm starke Hanfleine von viermal 110 m Länge aufgerollt.
  
-Die älteren Waaden vor der Jahrhundertwende hatten eine Flügellänge von 16 Längen. Eine Länge entsprach 7,33 m (Faden). Hinter den beiden Flügeln – bei der Fischerei als Arme“ benannt – war der große Hamen“, der ein Volumen für einen Fang von bis zu 100.000 Pfund hatte.+Bei jedem Abschnitt von 110 m (60 Faden) war eine Markierung angebrachtBeim Aussetzen der Waade bedeutete das Abrollen der Leine bis zum letzten Ende auf der Winde Tamp-aff. Die nächste Markierung hieß erster Knopp“, die folgende „zweiter Knopp“, und die letzte Marke bedeutete „nie Lien“. Das waren die letzten 60 Faden. Die Leinenlänge von 240 Faden (440 m) entsprach der gesetzlichen Vorgabe für die Wadenfischerei. Bei Überschreitungen war der Vorstand des Wadenvereins verpflichtet, eine Strafe zu verhängenDas galt auch bei Störungen oder anderen Schwierigkeiten beim Aussetzen der Waade – in solchen Fällen konnten Klagen eingereicht werden.
  
-Die Tiefe der Waaden an der Kehle – wo die Flügel mit dem Hamen angenäht waren – hatte 750–800 Maschen bei einer Maschenweite von 13 mmDie erste Hälfte der Flügel hatte die gleiche Maschenzahldie dann zum Ende hin auf 400 Maschen verringert wurdeNach der Jahrhundertwende begannen einige Waaden mit einer Verkürzung der Flügel auf 12–13 Längen und rüsteten diese mit leichterem Netzgarn aus.+Die älteren Waaden vor der Jahrhundertwende hatten eine Flügellänge von 16 LängenEine „Länge“ entsprach 7,33 m (4 Faden)Hinter den beiden Flügeln – in der Fischersprache als „Arme“ bezeichnet – befand sich der große „Hamen“, der ein Fangvolumen von bis zu 100.000 Pfund aufwies.
  
-Die Besatzung bei den 16-Längen-Waaden bestand aus 8 Mann. Bei den verkürzten 1213 Längen waren es 67 Mann. Die Oberdelle der Flügel war mit Flottholz aus Kork besetztum die Flügel aufzustauen. Die Unterdelle war mit Granitsteinen an Steinbändern bestückt – auf jeder Länge kamen 2 SteineDie Granitsteine waren ausgesuchteglatte, flächenmäßige Steine mit einem Gewicht von 518 Pfund. Der Kehlstein wog über 20 Pfund. Alle diese Steine waren mit einem 15 mm Loch durchbohrt, das mit einem Steinmeißel – eine schwere Arbeit – eingearbeitet wurde.+Die Tiefe der Waaden an der Kehle – dort, wo die Flügel mit dem Hamen vernäht waren – betrug 750–800 Maschen bei einer Maschenweite von 13 mm. Die erste Hälfte der Flügel hatte ebenfalls diese Maschenanzahl, die sich zum Ende hin auf 400 Maschen verringerteNach der Jahrhundertwende begannen einige Fischerdie Flügel auf 1213 Längen zu verkürzen und sie mit leichterem Netzgarn auszurüsten.
  
-Diese Steine wurden von vorne nach hinten – von leicht zu schwer – an der Unterdelle mit den Steinbändern befestigt. So waren bei einem 16-Längen-Flügel 32 Steine vorhanden, bei 12–13 Längen-Flügeln 2426 Steine, dazu kam jeweils noch der schwere Kehlstein. Die Stauhöhe der Flügel von der Kehle bis zur Hälfte der Flügel lag bei 1319 m.+Die Besatzung der 16-Längen-Waaden bestand aus 8 Mann. Bei den verkürzten 12–13 Längen waren es 67 Mann. Die Oberdelle der Flügel war mit Flottholz aus Kork versehen, um Auftrieb zu gewährleisten. Die Unterdelle war mit Granitsteinen an Steinbändern beschwert – auf jeder Länge wurden zwei Steine befestigt. Die Granitsteine waren sorgfältig ausgewählte, glatte, flächenmäßige Steine mit einem Gewicht von 518 Pfund. Der Kehlstein wog über 20 Pfund. Alle Steine waren mit einem 15 mm großen Loch durchbohrt, das mit einem Steinmeißel eingearbeitet wurde – eine schwere Arbeit.
  
-Die Waadboote waren mit einem Vormast und einem Großmast mit einem kleinen und einem großen Spreet-Segel ausgerüstetum zu ihren Fangplätzen zu gelangen und wieder in den Hafen zurückzukehren.+Diese Steine wurden von vorne nach hinten – von den leichteren zu den schwereren – an der Unterdelle mit Steinbändern befestigt. So waren bei einem 16-Längen-Flügel 32 Steine vorhandenbei 12–13 Längen 24–26 Steine, zuzüglich des schweren Kehlsteins. Die Stauhöhe der Flügel von der Kehle bis zur Hälfte der Flügel lag zwischen 13 und 19 m.
  
-Waren die Waaden an ihren Fangplätzen angekommen, musste die ganze Segeltakelage aus den Duchten herausgehoben und über dem Vorboot bis zum Mittelducht so hingestaut werden, dass sie beim Rudern nicht störte.+Die Waadboote waren mit einem Vormast und einem Großmast ausgestattet, dazu kamen ein kleines und ein großes Spriet-Segel, um zu den Fangplätzen zu gelangen und zurück in den Hafen zu segeln. 
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 +Waren die Waaden an ihren Fangplätzen angekommen, musste die gesamte Segeltakelage aus den Duchten herausgehoben und über dem Vorboot bis zum Mittelducht so verstaut werden, dass sie beim Rudern nicht störte.
  
 Die Waaden bestanden damals noch aus zwei Teilen, da die Boote ja einzeln zu ihren Fangplätzen segeln mussten. Ein Boot hatte einen Flügel mit dem Hamen an Bord, das andere Boot den anderen Flügel, der eine Länge kürzer war. Die fehlende Länge war am Hamen ausgeglichen. Wenn beide Boote am Fangplatz waren, mussten die Waadenflügel erst einmal zusammen geriegelt werden. Dann war die Waade zum Aussetzen fertig. Die Waaden bestanden damals noch aus zwei Teilen, da die Boote ja einzeln zu ihren Fangplätzen segeln mussten. Ein Boot hatte einen Flügel mit dem Hamen an Bord, das andere Boot den anderen Flügel, der eine Länge kürzer war. Die fehlende Länge war am Hamen ausgeglichen. Wenn beide Boote am Fangplatz waren, mussten die Waadenflügel erst einmal zusammen geriegelt werden. Dann war die Waade zum Aussetzen fertig.
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 Bei der Probefahrt durfte ich auch mit. Die vier Wadenbesitzer – Detlef Marquardt, Peter Mahrt, Joh. Möller und Heinr. Föh – waren mit an Bord. Otto Großkreuz bediente den Motor. Die Probefahrt war ein großes Ereignis. Das Wetter war windstill. Eben außerhalb vom Ringelnatter lag eine mit Holz beladene finnische Dreimastbark mit dem Lotsen Karl Robert an Bord. Er rief der Probefahrtsbesatzung zu, ob sie das Schiff nicht einschleppen könnten. Bei der Probefahrt durfte ich auch mit. Die vier Wadenbesitzer – Detlef Marquardt, Peter Mahrt, Joh. Möller und Heinr. Föh – waren mit an Bord. Otto Großkreuz bediente den Motor. Die Probefahrt war ein großes Ereignis. Das Wetter war windstill. Eben außerhalb vom Ringelnatter lag eine mit Holz beladene finnische Dreimastbark mit dem Lotsen Karl Robert an Bord. Er rief der Probefahrtsbesatzung zu, ob sie das Schiff nicht einschleppen könnten.
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 So kam es, dass sie eine Schleppleine übernahmen und am Mittelducht neben dem Motor befestigten. Als das Schleppen losging, wurde ganz langsam angefahren, bis die Schleppleine steif war. Dann gab Großkreuz dem Motor langsam mehr Brennstoff. Die Dreimastbark kam in Fahrt, die sich stetig steigerte. Ein ganzes Stück vor der Hafeneinfahrt wurde die Schleppleine gelöst und vom Schiff eingeholt. So kam es, dass sie eine Schleppleine übernahmen und am Mittelducht neben dem Motor befestigten. Als das Schleppen losging, wurde ganz langsam angefahren, bis die Schleppleine steif war. Dann gab Großkreuz dem Motor langsam mehr Brennstoff. Die Dreimastbark kam in Fahrt, die sich stetig steigerte. Ein ganzes Stück vor der Hafeneinfahrt wurde die Schleppleine gelöst und vom Schiff eingeholt.
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 Der Einbau eines Motors in ein Waadboot war ein großer Bruch mit der alten Tradition der Wadenfischerei – erstens die Takelaschen aus den Booten, ebenso wie die Riegelei bei der Waade, und dann die Seglerei zum Fangplatz bei Wind und Wetter und zurück zum Hafen. Allein die Zeit zum Fangplatz hin verringerte sich auf zwei Stunden. Der Einbau eines Motors in ein Waadboot war ein großer Bruch mit der alten Tradition der Wadenfischerei – erstens die Takelaschen aus den Booten, ebenso wie die Riegelei bei der Waade, und dann die Seglerei zum Fangplatz bei Wind und Wetter und zurück zum Hafen. Allein die Zeit zum Fangplatz hin verringerte sich auf zwei Stunden.
  
-Dies alles war für die Wadenfischerei eine große Erleichterung, und die vier alten Wadenbesitzer lobten die sechs Mann der Waadeigentümer, dass sie mit dem Einbau eines Motors im Waadboot als erste zu dieser Erleichterung beigetragen hatten. So kam es, dass ein Boot nach dem anderen sich ebenfalls einen Motor bestellte.+Dies alles war für die Wadenfischerei eine große Erleichterung, und die vier alten Wadenbesitzer lobten die sechs Mann der Waadeigentümer, dass sie mit dem Einbau eines Motors im Waadboot als Erste zu dieser Erleichterung beigetragen hatten. So kam es, dass ein Boot nach dem anderen sich ebenfalls einen Motor bestellte.
  
 Vier Dan-Motoren aus Kopenhagen, vier Motoren von Calessen aus Apenrade – es waren 5-PS-Benzolmotoren mit Magnetzündung. Die Dan-Motoren hatten Glühköpfe, die erst mit einer Anwärmlampe vorgeheizt werden mussten. Zwei Motoren kamen aus Randers, Jütland – auch Viertakter mit Glühkopf. Vier Dan-Motoren aus Kopenhagen, vier Motoren von Calessen aus Apenrade – es waren 5-PS-Benzolmotoren mit Magnetzündung. Die Dan-Motoren hatten Glühköpfe, die erst mit einer Anwärmlampe vorgeheizt werden mussten. Zwei Motoren kamen aus Randers, Jütland – auch Viertakter mit Glühkopf.
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 Im Hafen, unterhalb von K. Lorensen seiner Wirtschaft wie auch unter dem Zollamt, wurde der Hulk „Waltraute“ als Wohn- und „Schulschiff“ festgelegt. An der Ostseite vom Aufgang zur Holzbrücke wurde eine Holzbaracke aufgestellt als Unterkunft für den Wachposten. Unterhalb vom „Katsund“ nach Borby rüber, wo Fritz Berg seinen Kiosk hatte, wurde eine Stahldraht-Sperre angebracht. Innerhalb dieser Sperre konnten die Fischer ihre Boote wie auch im Binnenhafen ihre Anlegeplätze nehmen. Auf der Stadtseite wurde dicht am Bollwerk eine Holzwinde aufgestellt, wo die Stahlleine steif gehalten wurde. Wollte ein Fischerboot nach außen oder innen, musste der Wachmann den Stahldraht der Sperre freigeben – ein Blödsinn erster Ordnung. Aber es war ja Krieg. Welchen Feind sie hier bei uns erwarteten, wussten sie wohl selbst nicht. In den letzten Kriegsjahren war diese Sperre mit einem Mal verschwunden. Es wurde auch freigegeben, dass die Fischer mit ihren Booten ihre Fänge zum Löschen anlegen konnten, wo im Hafen ein Platz war. Die anhaltenden Kriegsjahre entwickelten sich immer mehr zu Hungerjahren. Die Rüben und der getrocknete Kohl aller Sorten wurden zur Hauptnahrung. Hier bei uns in Eckernförde ging es noch, indem viele Bürger immer mal versuchten, eine gute Mahlzeit an Fischen zu bekommen – was ihnen auch gelang, obwohl es den Fischern verboten war, Fische abzugeben, wenn hungrige Leute darum baten. Im Hafen, unterhalb von K. Lorensen seiner Wirtschaft wie auch unter dem Zollamt, wurde der Hulk „Waltraute“ als Wohn- und „Schulschiff“ festgelegt. An der Ostseite vom Aufgang zur Holzbrücke wurde eine Holzbaracke aufgestellt als Unterkunft für den Wachposten. Unterhalb vom „Katsund“ nach Borby rüber, wo Fritz Berg seinen Kiosk hatte, wurde eine Stahldraht-Sperre angebracht. Innerhalb dieser Sperre konnten die Fischer ihre Boote wie auch im Binnenhafen ihre Anlegeplätze nehmen. Auf der Stadtseite wurde dicht am Bollwerk eine Holzwinde aufgestellt, wo die Stahlleine steif gehalten wurde. Wollte ein Fischerboot nach außen oder innen, musste der Wachmann den Stahldraht der Sperre freigeben – ein Blödsinn erster Ordnung. Aber es war ja Krieg. Welchen Feind sie hier bei uns erwarteten, wussten sie wohl selbst nicht. In den letzten Kriegsjahren war diese Sperre mit einem Mal verschwunden. Es wurde auch freigegeben, dass die Fischer mit ihren Booten ihre Fänge zum Löschen anlegen konnten, wo im Hafen ein Platz war. Die anhaltenden Kriegsjahre entwickelten sich immer mehr zu Hungerjahren. Die Rüben und der getrocknete Kohl aller Sorten wurden zur Hauptnahrung. Hier bei uns in Eckernförde ging es noch, indem viele Bürger immer mal versuchten, eine gute Mahlzeit an Fischen zu bekommen – was ihnen auch gelang, obwohl es den Fischern verboten war, Fische abzugeben, wenn hungrige Leute darum baten.
  
-Jeder Fischer nahm Rücksicht auf die Leute. Es durfte nur keiner von der Fischhandels-Gesellschaft sehen. Doch diese Herrschaften brauchten nicht zu betteln oder zu fragen. Für diese Leute war immer genug Fisch von den Anlandungen über – auch noch für ihre Freunde und Bekannten. Diese Herren, die im Büro saßen und Front frei waren wie so viele.+Jeder Fischer nahm Rücksicht auf die Leute. Es durfte nur keiner von der Fischhandels-Gesellschaft sehen. Doch diese Herrschaften brauchten nicht zu betteln oder zu fragen. Für diese Leute war immer genug Fisch von den Anlandungen über – auch noch für ihre Freunde und Bekannten. Diese Herren, die im Büro saßen und frontfrei waren wie so viele.
  
 Das Geschehen mit dem Verbot, Fische abzugeben, habe ich in der ersten Woche vom Januar 1918 persönlich miterlebt, als ich mit meinem Großvater und Andreas Oppenheim mit Buttnetzen fischte. Wir hatten außerhalb vom Heuler und der Leuchtonne – die seit Anfang des Krieges an der Stelle ausgelegt war, wo sonst der Ringelnatter stand – einen seltenen Großfang an Goldbutt und dazu auch noch viele große Dorsche. Das Geschehen mit dem Verbot, Fische abzugeben, habe ich in der ersten Woche vom Januar 1918 persönlich miterlebt, als ich mit meinem Großvater und Andreas Oppenheim mit Buttnetzen fischte. Wir hatten außerhalb vom Heuler und der Leuchtonne – die seit Anfang des Krieges an der Stelle ausgelegt war, wo sonst der Ringelnatter stand – einen seltenen Großfang an Goldbutt und dazu auch noch viele große Dorsche.
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 Da hörte ich, wie Lohmann sagte: „Mensch Jochen, besinn dich! De beiden dor ünnen solln an de Front? De sünd tosam 144 Johr old! Denn wer dat wull beder – mit die un de Dick naa de Front to gahn?“ Und da hör ich, wie Thera Lohmann seggt: „Dat is een Stück för de Chronik.“ Da hörte ich, wie Lohmann sagte: „Mensch Jochen, besinn dich! De beiden dor ünnen solln an de Front? De sünd tosam 144 Johr old! Denn wer dat wull beder – mit die un de Dick naa de Front to gahn?“ Und da hör ich, wie Thera Lohmann seggt: „Dat is een Stück för de Chronik.“
  
-Der ganze Kram wäre meinem Großvater wohl zu viel gewesenVon der Frost gahn – he harr de Roorpinn in de Hand un sprung mit de grood Waadsteveln an dat Podest hoch und leb achter de beiden rann. All de Lüüd schreen: „Hau de Aastüch över de Knak’n!“ Sogar von de Mariners op Achterdeck schreen mit, dat so wat liekers to dull weer. Dat weer ja een Larm an de Brüch!+Der ganze Kram weer mien Großvater wohl to veel wesenVun wegen naa der Front gahn – he harr de Roorpinn in de Hand un sprung mit de grood Waadsteveln an dat Podest hoch und leb achter de beiden rann. All de Lüüd schreen: „Hau de Aastüch över de Knak’n!“ Sogar von de Mariners op Achterdeck schreen mit, dat so wat liekers to dull weer. Dat weer ja een Larm an de Brüch!
  
 Mien Grodvadder harr beed bald naa de Fischerstraat achter se rann loppen. Als er zurückkam, sagte er zu mir: „Wenn dor een kümmt un frog naa een paar Bütt oder een Dösch, verkopp dor ruhig wieder.“ Mien Grodvadder harr beed bald naa de Fischerstraat achter se rann loppen. Als er zurückkam, sagte er zu mir: „Wenn dor een kümmt un frog naa een paar Bütt oder een Dösch, verkopp dor ruhig wieder.“
  
-Dat dur nie lang'n, do keem de ol Korl Pries un sien Jung'n Karl, un frog'n de Fischers, un de Lüüd, wat dor los wähn weer. Do deen se een vertell'n wat sick dor afspelt harrmit Jochim Elsner, von weg'n de Fang mit Beschlag nehm, de Fischerie wor er verbon, un dat se sofort an de Front meld warn sull'n. Dat weern natürlie de beiden oln der ünner, hee seeg bloß: „Jochen iss jo wull verrück worn, hee kann sick man frein, dat sun ole Lüüd noch fischen dot.“ +Dat duur nie lang, do keem de ol Korl Pries un sien Jung'n Karl, un frog'n de Fischers, un de Lüüd, wat dor los wähn weer. Do deen se een vertell'nwat sick dor afspeelt harr mit Jochim Elsner, von weg'n de Fang mit Beschlag nehm, de Fischerie wor er verbon, un dat se sofort an de Front meld warn sull'n. Dat weern natürlie de beiden oln der ünner, hee seeg bloß: „Jochen iss jo wull verrück worn, hee kann sick man frein, dat sun ole Lüüd noch fischen dot.“
  
-As de junge K. Pries dat hört harr, weer hee naa Jochen Elsner hinn gah'n, un hett en wull beed to vernunf bröch över dat, wat hee dor för all de Lüüd sick de beiden Öllüüd geg'n över utlaad'n heev. De Ol Korl Pries steeg naa mien Grodvadder daal un de em beruhigen, den hee harr, aß he noch bie de Fischerie, mit mien Grodvadder tosam fischt. De nächst Dag weer J. Elner bie Oppenhein ind Huus kam un harr sick Entschuldigt un harr to em segg't, de Dick harr em so up hetzt, dat hee so in de Fohrt kam weer. Esner weer ock bie mien Grodvadder kam sick to Entschuldigenover hee wull de Kerl nie in sien Huus sehn. Mien Groodmudder harr een, over doch beruhigt, so kunn Jochen Elner sick doch Entschuldigen, un mien Grodvadder ein, vun de Hunger wo de Bevölkerung ünner lieden deen, keem dat wull nie op een paar Fisch an.+As de junge K. Pries dat hört harr, weer hee naa Jochen Elsner hinn gah'n, un hett en wull beed to Vernunf bröch över dat, wat hee dor för all de Lüüd sick de beiden Öllüüd geg'n över utlaad'n heev. De ol Korl Pries steeg naa mien Grodvadder daal un de em beruhigen, den hee harr, aß he noch bie de Fischerie, mit mien Grodvadder tosam fischt. De nächst Dag weer J. Elner bie Oppenhein ind Huus kam un harr sick entschuldigt un harr to em segg't, de Dick harr em so up hetzt, dat hee so in de Fohrt kam weer. Elsner weer ock bie mien Grodvadder kaam sick to entschuldigenöver hee wull de Kerl nie in sien Huus sehn. Mien Groodmudder harr een, över doch beruhigt, so kunn Jochen Elner sick doch entschuldigen, un mien Grodvadder een, vun de Hungerwo de Bevölkerung ünner lieden deen, keem dat wull nie op een paar Fisch an.
  
-Über die Eckernförder Waadenfischerei habe ich wirkliches Dasein von der alten und neuen Entwicklung dieser Fischerei beschrieben, ebenso über unsre Förde, die ein Stück Natürliches darstellt, als wenn es für diese große Waadenfischerei an den Küsten geboren ist. In der großen Waadenfischerei, die nur saisonweise in Betracht kommt, gab es bei uns in Eckernförde auch eine große Stellnetzfischerei mit Buttnetzen, Heringsnetzen, Sprottennetzen, Makreln und Lachsen, wie mit Triezen, Aaleusen und ehemals auch mit Reusen für die Ostseekrappen und die Fischerei mit Angeln, weil eben unsre Förde ein fischreiches Gewässer für alle Fischarten gewesen ist.+Über die Eckernförder Waadenfischerei habe ich das wirkliche Dasein von der alten und neuen Entwicklung dieser Fischerei beschrieben, ebenso über unsere Förde, die ein Stück Natürliches darstellt, als wenn sie für diese große Waadenfischerei an den Küsten geboren wäre
  
-Die Buttnetzfischerei nach Goldbutt war früher auch eine große Fischerei. Hierfür waren besondere Boote mit einem Bünn als Quase gebaut. So waren hiervon vor der Jahrhundertwende über 40 Boote in Betriebmeistens von Mai bis September. Aber die meisten waren zu der Zeit das ganze Jahr bei der Goldbuttfischerei. Von diesen Quasen mit Bünn waren in den Sommermonaten Einmaster mit einer Länge von 8–8½ Meterausgerüstet mit Gaffelsegel als Großsegel mit vierkantigem ToppsegelFock und Klüver. Die Quasen sind als Schwerboote gebaut.+In der großen Waadenfischerei, die nur saisonweise in Betracht kommt, gab es bei uns in Eckernförde auch eine bedeutende Stellnetzfischerei mit ButtnetzenHeringsnetzen, Sprottennetzen, Makreln und Lachsen, wie mit TriezenAaleusen und ehemals auch mit Reusen für die Ostseekrappen und die Fischerei mit Angeln – weil eben unsre Förde ein fischreiches Gewässer für alle Fischarten gewesen ist.
  
-Die Besatzung der Quasen waren drei Manndie meistens zusammen auch Eigner waren. Die Einmaster hatten ihre Fangplätze bei der Goldbuttfischerei in der Außenförde und weiter längs der Küsten außerhalb – in den Mai- und Junimonaten zuerst auf den steinigen Grund vom flachen bis zum tieferen WasserIn den folgenden Monaten wurde Goldbuttfischerei auf dem tieferen Mudgrund betrieben, bis zum nächsten Jahr, wenn der Monat Mai wiederkam.+Die Buttnetzfischerei nach Goldbutt war früher ebenfalls eine bedeutende Fischerei. Hierfür waren besondere Boote mit einem Bünn als Quase gebaut. So waren hiervon vor der Jahrhundertwende über 40 Boote in Betrieb, meistens von Mai bis September. Doch viele waren das ganze Jahr über bei der Goldbuttfischerei. Von diesen Quasen mit Bünn waren in den Sommermonaten Einmaster mit einer Länge von 88½ Metern im Einsatz, ausgerüstet mit Gaffelsegel als Großsegel mit vierkantigem Toppsegel, Fock und KlüverDie Quasen sind als Schwerboote gebaut.
  
-Die Buttnetzfischerei wurde mit Schichten gefischt – eine Schicht im Wasser, eine an Land – mit einem Wechsel der Schichten. Die Buttnetze, wenn sie ausgesetzt wurden, standen zwei Nächte im Wasser. Wurde diese Schicht eingesogen mit einem normalen Fang von 20 Stieg (ein Stieg = 20 Stück), so wurde die eingesteinte Schicht auf dem Fangplatz wieder ausgesetzt. Hatte der Fang sich nicht gelohntwurden die Segel gesetzt und nach einem anderen Fangplatz gebracht.+Die Besatzung der Quasen bestand aus drei Mann, die meistens auch gemeinsam Eigner waren. Die Einmaster hatten ihre Fangplätze bei der Goldbuttfischerei in der Außenförde und weiter längs der Küsten außerhalb – in den Mai- und Junimonaten zuerst auf dem steinigen Grund vom flachen bis zum tieferen Wasser. In den folgenden Monaten wurde die Goldbuttfischerei auf dem tieferen Mudgrund betriebenbis zum nächsten Jahr, wenn der Monat Mai wiederkam.
  
-Die Goldbuttfischerei mit den 1½-Mastern, die im Durchschnitt eine Länge bis zu 10 Metern hatten, war mit größerer Takelage und einem Besansegel mit Toppsegel ausgestattet. Aber eine große Rolle spielten hier – wie bei der Waadenfischerei – die 24 Fuß langen Riemen. Ohne die ging es bei der Fischerei nicht zu der Zeit, als es noch keine Motoren gab und sie auf Segel und Riemen angewiesen waren. Die Goldbuttfischerei bei den 1½-Mastern wurde genauso ausgeführt wie bei den Einmastern.+Die Buttnetzfischerei wurde mit Schichten gefischt – eine Schicht im Wasser, eine an Land – mit einem Wechsel der Schichten. Die Buttnetze, wenn sie ausgesetzt wurden, standen zwei Nächte im Wasser. Wurde diese Schicht eingezogen mit einem normalen Fang von 20 Stieg (ein Stieg = 20 Stück), so wurde die eingesteinte Schicht auf dem Fangplatz wieder ausgesetzt. Hatte der Fang sich nicht gelohnt, wurden die Segel gesetzt und ein anderer Fangplatz angesteuert. 
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 +Die Goldbuttfischerei mit den 1½-Mastern, die im Durchschnitt eine Länge bis zu 10 Metern hatten, war mit größerer Takelage und einem Besansegel mit Toppsegel ausgestattet. Aber eine große Rolle spielten hier – wie bei der Waadenfischerei – die 24 Fuß langen Riemen. Ohne die ging es bei der Fischerei nicht zu der Zeit, als es noch keine Motoren gab und man auf Segel und Riemen angewiesen war. Die Goldbuttfischerei bei den 1½-Mastern wurde genauso ausgeführt wie bei den Einmastern.
  
 Die Besatzung war ebenso, die Handhabe der Buttnetze war dieselbe. Nur die Fangplätze unterschieden sich, denn die 1½-Master befischten weite Flächen des westlichen Ostseegebiets zwischen Alsen und Fehmarn. Dort fischten sie auf verschiedenen Fangplätzen nach großen Goldbutt und erzielten stellenweise größere Fänge. Diese Fischerei wurde auf diesen Fangplätzen nur in den Monaten Mai bis September ausgeführt. Denn die Tage wurden kürzer, wie auch die Witterung mit stürmischen Winden sich verstärkte. So näherten sie sich mehr und mehr der Ostküste. Die Besatzung war ebenso, die Handhabe der Buttnetze war dieselbe. Nur die Fangplätze unterschieden sich, denn die 1½-Master befischten weite Flächen des westlichen Ostseegebiets zwischen Alsen und Fehmarn. Dort fischten sie auf verschiedenen Fangplätzen nach großen Goldbutt und erzielten stellenweise größere Fänge. Diese Fischerei wurde auf diesen Fangplätzen nur in den Monaten Mai bis September ausgeführt. Denn die Tage wurden kürzer, wie auch die Witterung mit stürmischen Winden sich verstärkte. So näherten sie sich mehr und mehr der Ostküste.
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 Zum September verringerte sich auch die Goldbutt-Fischerflotte, weil mehrere davon Besitzer einer Waade waren und im September die Waadensaison begann. Es kam aber auch vor, dass sich einige Waadenbesitzer erst nochmal zusammentaten – eine Partie blieb bei der Goldbuttfischerei, die andere fischte mit der Waade. Zum September verringerte sich auch die Goldbutt-Fischerflotte, weil mehrere davon Besitzer einer Waade waren und im September die Waadensaison begann. Es kam aber auch vor, dass sich einige Waadenbesitzer erst nochmal zusammentaten – eine Partie blieb bei der Goldbuttfischerei, die andere fischte mit der Waade.
  
-Ein Großteil der Goldbuttfischer fischte das ganze Jahr mit ihren Netzen. Schon im Herbst – bei stürmischen Westwinden – begannen sich die Goldbutt Mitte November zu sammeln und setzten sich im Dezember in Bewegung, um zu ihren Laichplätzen zu wandern. Bei Weststürmen sogar bis zum Innern unsrer Förde. Aber auch viele Goldbutt lagerten sich auf dem tieferen Mudgrund ab, der mit großen Steingründen unterhalb der 20-Meter-Grenze umrandet ist – dort in großen Mengen.+Ein Großteil der Goldbuttfischer fischte das ganze Jahr mit ihren Netzen. Schon im Herbst – bei stürmischen Westwinden – begannen sich die Goldbutt Mitte November zu sammeln und setzten sich im Dezember in Bewegung, um zu ihren Laichplätzen zu wandern. Bei Weststürmen sogar bis tief ins Innere unsrer Förde. Aber auch viele Goldbutt lagerten sich auf dem tieferen Mudgrund ab, der mit großen Steingründen unterhalb der 20-Meter-Grenze umrandet ist – dort in großen Mengen.
  
 Dies stellte sich aber erst heraus, als sich nach der Jahrhundertwende die Schleppnetzfischerei entwickelte – zuerst noch mit einigen 1½-Mastern. Als aber bei Fritz Glasau die großen Que mit 12–13,8 Metern Länge, voll eingedeckt und mit einem 6–8 PS Dan-Motor aus Kopenhagen eingebaut sowie mit großer Takelage ausgerüstet wurden, verbreitete sich die Schleppnetzfischerei. Bei dieser Fischerei wurden große Erfolge an Goldbuttfängen erzielt. Dies stellte sich aber erst heraus, als sich nach der Jahrhundertwende die Schleppnetzfischerei entwickelte – zuerst noch mit einigen 1½-Mastern. Als aber bei Fritz Glasau die großen Que mit 12–13,8 Metern Länge, voll eingedeckt und mit einem 6–8 PS Dan-Motor aus Kopenhagen eingebaut sowie mit großer Takelage ausgerüstet wurden, verbreitete sich die Schleppnetzfischerei. Bei dieser Fischerei wurden große Erfolge an Goldbuttfängen erzielt.
  
-Solange es in den Wintermonaten bei westlichen Winden blieb, wurden bei uns in der Förde nach der Mitte zu, auf den Buttnetzen gute Fänge erzielt – ja, sogar schon im Dezember größereund im Januar ganz große Fänge gemacht, bis zur Innenförde, eben außerhalb vom Ringelnatter. Hier hatte sich gegenüber der sonstigen Tiefe der Förde etwas abgeflacht, und es stauten sich hier mitunter die Laichbutt, sodass mit den Buttnetzen mal ganz große Fänge an Goldbutt gemacht wurden. Kam aber in dieser Zeit östlicher Wind oder auch Stürme, verschwanden die Goldbuttschwärme sofort aus der Förde hinaus – eine merkwürdige Naturerscheinung, unglaublich, aber wahr.+Solange es in den Wintermonaten bei westlichen Winden blieb, wurden bei uns in der Förde zur Mitte hin auf den Buttnetzen gute Fänge erzielt – ja, sogar schon im Dezember größere und im Januar ganz große Fänge gemacht, bis hinein in die Innenförde, eben außerhalb vom Ringelnatter. Hier hatte sichgegenüber der sonstigen Tiefe, die Förde etwas abgeflacht, und es stauten sich mitunter die Laichbutt, so dass mit den Buttnetzen gelegentlich ganz große Fänge an Goldbutt gemacht wurden. Kam aber in dieser Zeit östlicher Wind oder auch Stürme, verschwanden die Goldbuttschwärme sofort aus der Förde hinaus – eine merkwürdige Naturerscheinung, unglaublich, aber wahr.
  
-In den Wintermonaten wurde mit sechs Mollen – 18 Stück der Netz und Mann – gefischt, die in drei Holzmulden eingesteint wurden und somit zum Aussetzen klar waren. Es war so bei Ein- und Anderthalbmastern dasselbe. So waren es zusammen 54 Netze in einer Schicht. Die Buttnetze hatten eine Maschenweite von 70–78 mm.+In den Wintermonaten wurde mit sechs Mollen – 18 Stück der Netz und Mann – gefischt, die in drei Holzmulden eingesteint wurden und somit zum Aussetzen klar waren. Es war bei Ein- und Anderthalbmastern dasselbe. So waren es zusammen 54 Netze in einer Schicht. Die Buttnetze hatten eine Maschenweite von 70–78 mm.
  
 Bei der Sommerfischerei mit den Buttnetzen waren es pro Mann sieben Mollen – also 21 Netze – mit drei Mann. In jeder Holzmulde waren sieben Netze eingesteint und klar zum Aussetzen. Es waren 63 Netze in einer Schicht bei den Einmastern. Bei den Anderthalbmastern auf großer Tour waren es vier Holzmulden mit je sechs Netzen. Einige hatten auch sieben Netze in einer Mulde pro Mann. So waren es einmal 24 Netze pro Mann und insgesamt 72 Netze in einer Schicht – es gab auch einige mit 84 Netzen, die zum Aussetzen klar waren. Es gab aber auch Männer, die mit ihrer Jolle in der Innenförde mit Buttnetzen fischten – mit zwölf Netzen, die gewöhnlich eine Maschenweite von 68 mm hatten. Bei der Sommerfischerei mit den Buttnetzen waren es pro Mann sieben Mollen – also 21 Netze – mit drei Mann. In jeder Holzmulde waren sieben Netze eingesteint und klar zum Aussetzen. Es waren 63 Netze in einer Schicht bei den Einmastern. Bei den Anderthalbmastern auf großer Tour waren es vier Holzmulden mit je sechs Netzen. Einige hatten auch sieben Netze in einer Mulde pro Mann. So waren es einmal 24 Netze pro Mann und insgesamt 72 Netze in einer Schicht – es gab auch einige mit 84 Netzen, die zum Aussetzen klar waren. Es gab aber auch Männer, die mit ihrer Jolle in der Innenförde mit Buttnetzen fischten – mit zwölf Netzen, die gewöhnlich eine Maschenweite von 68 mm hatten.
  
-War die Waadenfischerei eine große Glücksfischerei, so war die Goldbuttfischerei eine sichere, legale Fischerei. Mit ihren Fängen konnten sie dreimal in der Woche ihre Netze einholen mit einem Fang von 20 Stieg – einmal etwas mehr, aber bei schlechtem Wetter, mit viel Schiet in den Netzen, auch mal weniger. So kam doch meistens ein stabiler Wochenlohn dabei heraus. Die Preise für Goldbutt waren damals im Winter bis Mai 3 Mark pro Stieg (20 Stück), dann stieg der Preis auf 3,50 und 4 Mark an. Zu damaliger Zeit wurden die großen Goldbutt – über ¾ Pfund schwer – als Räucherbutt verkauft. Es wurden viele Butt in der Sommerzeit geräuchert, von allen Räuchereien. Es war eben der Hauptfisch in dieser Periode.+War die Waadenfischerei eine große Glücksfischerei, so war die Goldbuttfischerei eine sichere, legale Fischerei. Mit ihren Fängen konnten sie dreimal in der Woche ihre Netze einholen mit einem Fang von 20 Stieg – einmal etwas mehr, aber bei schlechtem Wetter, mit viel Schiet in den Netzen, auch mal weniger. So kam doch meistens ein stabiler Wochenlohn dabei heraus. Die Preise für Goldbutt lagen damals im Winter bis Mai bei 3 Mark pro Stieg (20 Stück), dann stieg der Preis auf 3,50 und 4 Mark an. Zu jener Zeit wurden die großen Goldbutt – über ¾ Pfund schwer – als Räucherbutt verkauft. Es wurden viele Butt in der Sommerzeit geräuchert, von allen Räuchereien. Es war eben der Hauptfisch in dieser Periode
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 +Die größte Goldbutt-Anlandung war im Jahr 1894 – da sollen, nach Pfund umgerechnet, 1.900.000 Pfund bei und in Eckernförde angelandet worden sein.
  
-Die größte Goldbutt-Anlandung ist 1894 gewesen – da sollen nach Pfund umgerechnet 1.900.000 Pfund bei und in Eckernförde angelandet worden sein.+Wenn es einen harten Winter gab, so dass die Förde – wie oftmals die ganze Ostsee – eine Eisfläche war, dann bedeutete das für die Fischer eine schwere ZeitUnd so mussten einige Familien mit mehreren Kindern und auch sonstige Fischer, wenn die Eisperiode über Monate ging und ihr Erspartes zu Ende war, beim Häcker, Schlachter und Bäcker das Nötige für ihre Nahrung anschreiben lassenEs war von den Geschäften eine Selbstverständlichkeit, dass sie den Leuten gaben, was sie zum Leben brauchten. Sie kannten ihre Kunden und wussten, sobald der Eiswinter vorbei war, konnte die Fischerei wieder betrieben werden. Wenn dann die Fänge zufriedenstellend waren und wieder etwas verdient wurde, war das Erste, dass ihre Schulden – wenn auch in Raten – abgezahlt wurden.
  
-Wenn es einen harten Winter gab, sodass die Förde – wie oftmals die ganze Ostsee – eine Eisfläche war, dann gab es für die Fischer eine schwere Zeit. Und so mussten einige Familien mit mehreren Kindern und auch sonstige Fischer, wenn die Eisperiode über Monate ging und ihr Erspartes zu Ende war, beim Häcker, Schlachter und Bäcker das Nötige für ihre Nahrung anschreiben lassen. Es war von den Geschäften eine Selbstverständlichkeit, dass sie den Leuten gaben, was sie zum Leben brauchten. Sie kannten ihre Kunden und wussten, sobald der Eiswinter vorbei war, konnte die Fischerei wieder betrieben werden. Wenn dann die Fänge zufriedenstellend waren und wieder etwas verdient wurde, war das Erstedass ihre Schulden – wenn auch in Raten – abgezahlt wurden.+Sobald die Goldbuttfischerei wieder in Gang war, hieß ein altes Sprichwort der Fischer: „Wenn de Büttgarn in’d Bootiss ock weer in’d Kökenschapp dat Brot.
  
-Sobald die Goldbuttfischerei wieder in Gang war, so hieß ein altes Sprichwort der Fischer: „Wenn de Büttgarn in’d Boot, iss ock weer in’d Kökenschapp dat Brot.+Die Anzahl der neuen großen Quasen mit Motor steigerte sich. Es kam auch vordass sich noch nicht so alte Anderthalbmaster einen Motor einbauen ließen. Denn die Fahrten zu den weiten Fangplätzen der Buttnetzfischerei waren manchmal mehr als bloß Strapazen – es war die reine Quälerei.
  
-Die Anzahl der neuen großen Quasen mit Motor steigerte sich. Es kam auch vor, dass die noch nicht so alten Anderthalbmaster sich einen Motor einbauen ließenDenn die Fahrt zu den weiten Fangplätzen für die Buttnetzfischerei war manchmal mehr als bloß Strapazen – sondern die reine Quälerei.+Wenn sie die Fangplätze erreichten, an denen sie ihre Buttnetze ausgesetzt hatten, war es oft bereits zwischen halb acht und neun Uhr abends – je nach Witterung und WindBesonders schlimm wurden die Touren bei Windstille und Flaute. Dann segelten sie mit voller Segellasche dicht unter der Küste entlang, weil hier in den Abendstunden gewöhnlich ein wenig Landflier in die Segel kam. Trotzdem wurden die 24 Fuß langen Riemen in Betrieb genommen, damit sie zum Sonnenaufgang bei oder zumindest in der Nähe ihrer Netze waren. Zwei Mann ruderten, einer steuerte, und jede Stunde wurde am Ruder gewechselt.
  
-Wenn die Fangplätze, wo sie ihre Buttnetze außgesetzt hatten, ging die Fahrt zu den weiten Fangplätzen, so war die Zeit ½8-9 Uhr Abens, je nach Witterung mit WindSchlimm wurden die Tour'bei Windstille und Flaute, deshalb segeltensie mit voller Segellasche dicht unter der Küsteweil hier gewöhnlich in den Abendstunden ein wenig Landflier in den Segeln kamAber trotzdem wurden die 24 Fuß lange Riemen in Betrieb genommendamit sie doch beim Sonnenaufgang bei oder doch in der Nähe ihrer Netze waren. Zwei Mann ruderteneiner am Steuer, alle Stunde wurder einer am Rude abgewechselt.+Bei einer guten Brise aus westlicher Richtung schafften es die 1½-Master leicht – sie waren schnelle Segler. Mussten sie jedoch zu ihren Fangplätzen auch noch kreuzenwurde es schon schwierigAber bei der Heimfahrt vorm Wind ging die Segelei wieder flott voran. Am schlimmsten war eswenn sie sich nach einem schlechten Fang erst einen neuen Fangplatz suchen musstenDann kam es manchmal an Bord zu unterschiedlichen Meinungen darüberwohin sie mit ihren Netzen wollten. Diese Diskussionen gab es auch bei den Einmastern, wenn die Segelquasen der 1½-Master sechs bis sieben Stunden unterwegs waren – mitunter auch längerje nach Wetterlage und bei Nebel und Diesigkeit.
  
-Bei einer guten Briese aus westlicher Richtung schaften die 1½ Master es leichtes waren schnelle SeglerMußten sie aber zu ihre Fangplätze auch noch kreutzen beim Segelnwar es schon schwierig. Aber bei der Heimfahrt vorm Wind ging die Segelei wieder flott vonstatten. Am Schlimsten war es, wenn sie sich erst wieder nach einem schlegten Fang ein neuen Fangplatz suchen mußtenDann kam es manchmal an Bord zu verschiedene Meinungenwo sie mit ihre Netze hinn wollten. Diese Meinungen kamen aber auch bei den 1 Mastern vörwo die 1½ Master Segelquasen 6-7 Stunden brauchten und mit unter auch noch länger, je nach Wetterlage und bei Nebel und Diesigkeit.+Bei den Motorquasen, die ebenfalls mit Buttnetzen fischtenverlief die Fahrt zum Fangplatz direkterPassierten sie Boknis, ging es auf direktem Kurs weiter – drei bis fünf Stundenbis zu den weitesten FanggründenVor allemwenn sie zusätzlich ihre große Takelage gesetzt hattenmachten sie eine Fahrt von sechs bis sieben Seemeilen die Stunde. Nur mit dem Motor liefen sie bei ruhiger See etwa fünf Seemeilen die Stunde.
  
-Bei den Motorquasen, die auch mit Buttnetze fischtenwenn sie bei ihre Fahrten zum Fangplatz Boknis passiert hattenging ihre Fahrt auf direckten Kurs zum Fangplatz von 3-5 Stundenbrauchen bis nach den weitesten Fangründeüberhaupt wenn sie auch noch ihre große Takelaschee mit aufhattendenn machten sie eine Fahrt von 6-7 Seemeilen die Stunde, blos mit den Motor bei Stillde gut 5 Sml. die Stunde.+Zur Buttnetzfischerei gehörten an Land viele Netztrockenplätze. Diese befanden sich überall am Hafen, wo freie Flächen waren – auf der Nordseite des Binnenhafens westlich der damaligen Bootswerft von Fritz Glasau, schon im 17. Jahrhundert eine Boots- und Schiffswerft, nach Osten von der Holzbrücke bis zur Kalkkuhledem Aufschleppplatz für die großen Motorquasenund weiter bis zu dem Bereichwo Fr. Berg seinen Anlegesteg und seinen Kiosk hatte. Auf der Südseite des Binnenhafens lagen Trockenplätze auf dem Stegplatz. Dann kam ein größerer Trockenplatz vor den Häusern von Kielmanns Haus bis zum unteren Gang des Kattsundssowie auf dem Hafengelände an der Ostseite der Häuser beim Niedergang des heutigen Jungfernstiegs – früher Schiffbrücke – bis zum zweiten Niedergang zum Hafenwo sich einst Linaus große Sägerei befand. Diese brannte 1912 im Juli abebenso wie die beiden großen Steinkohlenschuppen und alle Holzschuppen der Räuchereien bis über den dritten Niedergang zum Hafen von Jungfernstieg hinaus.
  
-Zu der Buttnetzfischerei gehörten an Land viele NetztrockenplätzeDiese waren am Hafen überall wo freie Plätze warenauf der Nordseite vom Binnenhafen westlich der damaligen Bootswerft von Fritz Glasauschon ein Boot und Schiffswerft im 17Jahrhundert, nach Osten zu von der Holzbrücke bis zur Kalkkuhle Aufschlepp-Platz für die großen Motorquasen und von doot weider bis, wo Fr Berg sein Anlegsteg und sein Kick hatteAuf der Südseite im Binnenhafen auf den Steegplatzdenn kam ein größerer Trockenplatz vör die Häuser von Kielmanns Haus bis den unter Gang vom Kattsund, denn auf das Hafengelände auf der Ostseite der Häuser beim Niedergang vom heutigen Jungfernstieg, früher Schiffbrücke, bis zum 2ten Niedergang zum Hafen, wo ehemals Linaus seine große Sägerei war, die 1912 im Juli wie auch die beiden großen Steinkohlen-Schuppen und all die Holzschuppen der Räuchereien bis über den dritten Niedergang zum Hafen von Jungfertig uns.+Weiterhin gab es Trockenplätze östlich der massiv gebauten Kohlenschuppen bis zur Tranbrennerei, wo der Signalmast steht – auch dort mehrere TrockenplätzeDer größte Trockenplatz für Buttnetze lag östlich der Lindenbäume am Jungfernstiegin der Breite vom Pastorengang bis zum Töpfergangsüdlich vom großen Haus des Fischers FrHaßmit einem weitläufigen Garten nach Norden bis zur Grenze von Timms Holzlager. Fritz Haß’ Haus wurde „Jägersburg“ genannt. Zwischen diesem Haus und dem großen Trockenplatz führte ein zehn Meter breiter Weg zur Küste hinunterNach alten Gesetzen durfte dieser Weg nie bebaut werden – es war ein Feuer- und Rettungsweg für Schiffbrüchige bei Strandungen. Insgesamt gab es fünf solcher Feuerwege, die vom Jungfernstieg und der Strandstraße zur Küste führten.
  
-Dann waren Trockenplätz östlich der Masiv aufgebaute Kohlen Schuppen bis zur Tranbrennerei wo der Signalmast steht, waren mehrere Trockenplätze. Der größte Trockenplatz für die Buttnetze war östlich von den Lindenbäume am Jungfernstieg, in der Breite vom Pastorengang bis zum Töpfergangsüdlich vom Fischer FrHaß sein großes Haus mit einen großen Garten nach Norden zu bis zur Grenze von Timm sein Holzlager. Fritz Haß sein Haus wurde mit „Jägersburg“ benannt. Zwischen diesem Haus und den großen Trockenplatz ging eine 10 mtr breiter weg zur Küste runter. Dieser Weg durfte nach alten Gesetzen nie bebaut werden, es war ein Feuerweg und Rettungsweg für Schiffbüche bei StrandungenDafür waren noch 4 Feuerwege mehr, die vom Jungfernstieg und Strandstraße zur Küste gingen.+Auf dem großen Trockenplatz am Jungfernstieg hatten 20 Berufsfischer ihre Plätze. Jeder hatte vier Reihen Stützen (auf Platt: „Stötten“) mit je 25 Meter Länge und 3,5 Meter Breite. In der Länge standen zehn Stützen in einem Abstand von je 2½ Metern, in der Breite lagen die Stützen 1,20 Meter auseinanderDie Trockenplätze verliefen alle parallel zum Jungfernstieg. Zwischen den einzelnen Plätzen führte ein 1½ Meter breiter Weg von West nach OstEs standen rund 800 Stützen auf dem Platz. An der Südseite befand sich die Teerbude des Reepschlägers Scheller vom Jungfernstieg, in der seine aus Hanf gefertigten Leinen und Taue in echtem schwedischen Holzteer gekocht wurden – für Haltbarkeit und Widerstandskraft.
  
-Auf dem großen Trockenplatz am Jungfernstieg waren 20 Berufsfischer, die ihre Trockenplätze dort hatten. Jeder Fischer hatte Platz vun 4 Reihen Stützen (auf Platt „Stötten“) von 25 mtr Länge3,5 mtr Breite, in der Länge waren 10 Stützen, von Stütze zu 2½ meter, und in der Breite zwischen den Stützen bei 1,20 mtrDie Trockenplätze liefen alle parallel mit dem Jungfernstieg. Zwischen den einzelnen Plätzen lief ein 1½ mtr Weg von West nach OstEs waren bei 800 Stützen auf diesem Platz. Auf der Südseite vom Platz wer een Jungfernstieg Reepschlager Scheller seine Teerbude, wo seine aus Hauf hergestellte Leinen u. Tau im ichten Schweden-Holzteer gekocht, damit sie dauerhaft waren.+Östlich und südlich der Teerbude hatte Joh. Klemsen einen großen Stall für sein Räucherholz und zwei weitere Holzschuppen. Hinter diesen wieder Trockenplätze für Buttnetzeebenso weiter in Richtung Südenwo heute das Reetdachhaus steht. Auch dort befanden sich einige Trockenplätze hinter den hohen Ulmen an der Ostseite der östlichen Allee. Auf der Ostseite des Exerzierplatzes waren von September bis Ende April drei Trockenplätze für die WaadenAnsonsten lagen die Trockenplätze für die Waaden außerhalb des Stadtgebiets – so war es auch ab 1921 mit den Trockenplätzen für die Ringwaaden, die eine Länge von 350–380 Metern hattenDafür mussten Zäune zwischen den Koppeln entfernt werden.
  
-An der Teerbude nach Osten und Süden zu hatte JohKlemsen einen großen Stall für sein Räucherholz und noch 2 Holzstalln daranHinter diese Stallen alles wieder Trockenplatz für die Buttnetzedenn wieder Trockenplätze wo der Ruderklup ihr Hausvon dort nach Süden zu wo das Rehtdachhaus steht, denn auch noch einige Trockenplätze, hinter den hohen an der Ostseite von der östichen Ulmen Alle war. Auf der Ostseite vom Exerzier-Platz waren vom September bis zum letzten April 3 Trockenplätze für die Waaden. Sonst waren die Trockenplätze für die Waaden außerhalb vom Stadgebietso war es auch von 1921 an mit den Trockenplätze für die Ringwaaden, die eine Länge von 350-380 mtr. Dafür mußten die Zäune zwischen den Koppeln gerodet wurden.+Vom 15Mai bis zum 15. August wurden am Strand unterhalb des Exerzierplatzes 50–60 Waadboote aufgeholt, überholt, geteert und gestrichenDort, wo sich heute die Schlosserei Jürgen befindetwar bis 1910 eine Bootswerft. Ab 1910 endete dort das Aufslippen der Booteda inzwischen mehrere von ihnen mit Motoren ausgerüstet worden waren.
  
-Und vom 15 Mai an bis zum 15 August wurden am Strand unterhalb vom Eckser 50-60 Stück der Waadboote aufgehohlt und dort überhohltgeteert ugemald. Dortwo heute Jürgen-Schlosserei istwar bis 1910 eine Bootswerft1910 war es auch beendet mit den Booten aufzuslippenweil mehrere Boote mit einen Motor außgerüstet waren.+Im Monat August, wenn die großen Quasen mit Heringsnetzen fischten, brachten sie ihre Fischware zum Hafen. Nachdem sie gelöscht hatten, fuhren sie mit den Quasen und ihrem kleinen Kahn, der im Binnenhafen lag, zum Vorstrand und ankerten dort. Sie luden ihre Netze in den Kahn und ruderten am Strand entlangum die Netze zum Trocknen über dem hohen Strandhafer auszubreitenAm Nachmittag wurden die Netze wieder eingeholtmit dem Kahn zur Quase gebracht und dort an Deck wieder klar zum Aussetzen gemacht. Der Kahn wurde anschließend zum Hafen zurückgebrachtdann ging die Fahrt zum FangplatzDiese Fischerei dauerte gewöhnlich nur 14 Tage bei guter Witterung. Kam vorher schlechtes Wetter mit Weststürmen aufwar die Heringsfischerei schon eher zu Ende.
  
-Im Monat Augustwenn die großen Quasen mit Heringsnetze fischtenbrachten sie ihre Fischwarkhatten sie gelöschtliefen sie mit den Quasen u. ihren kleine Kahnder im Binnenhafen lagzum Vorstrand und Ankerten dat luden ihre Netze im Kahn und ruderten am Strand um ihre Netz zum trocknen über den hohen Strandhafer auszudeckenUnd Nachmittags wurden die Netze wieder abgenommen und mit de Kahn zur Quase gebracht, und dort an Deck wieder klar gemacht zu AußetzenDer Kahn wurde wieder zum Hafen gebrachtdann ging die Fahrt zum Fangplatz hinn. Diese Fischerei dauerte gewöhnlich nur 14 Tage bei guter Witterung. Kam vorher schlecht Wetter mit Weststürme, war die Heringsfischerei schon eher zu Ende.+Es waren große, fette Heringe, die sehr gut bezahlt wurden. Die Heringe wurden wallweise verkauft (1 Wall waren 80 Stück). Diese mühsame Arbeit – mit der Quase vor dem Strand zu ankernbesonders bei Ostwind – wurde meinem Vater bald überdrüssig. Er holte sich 24 Fuß lange finnische Latten – junge Kiefernbäumeentrindet und auf zwei Seiten flach geschnittenwie man sie auch als Dachlatten benutzte – und besorgte sich bei James Schuch 20 Meter4–5 mm starkenverzinkten Telefondraht. Er ließ den Draht auf 12 cm Länge zuschneidenDiese Stifte schlug er hochkant in die LatteAls beide Latten fertig waren, ging er zu seinem Trockenplatz am Jungfernstieg und befestigte die Latten an den äußersten Stützen in Längsrichtung.
  
-Es waren große fette Heringedie sehr gut bezahlt wurdenDie Heringe wurden Wallweise verkauft (1 Wall waren 80 Strick). Diese unnütze Arbeit, mit der Quase vorm Strand zu Ankern und den bei Ostwindwurde mein Vater überdrüssigEr hohlte sich 24 Fuß lange Finische-Lattenes waren junge Kieferbäume, die Entrind aber auf Zweiseiten flach geschitten, die auch viel als Dachlatten verwendet wurden, und halte sich bei James Schuch 20 mtr 4-5 mm starke uverzinkte Telefondrahtund ließ den Drahtich meine bei 12 cm Länge abschneiden. Diese Stifte hammerte er auf der aufgezeigten Länge hochkannt in die LatteAls er beide Latten fertig, ging er damit zu seinem Trocken-Platz an Jungfernstig, un befestigte die Latten an die äußerste Stützen in der Länge fest.+Es war an einem Sonnabendals er das machteSein Vater und Fiete Hansen sahen zu, was mein Vater da tatSie gingen gleich los, holten sich ebenfalls Latten und Draht und machten es ihm nach. Nachmittags holten sie ihre Heringsnetze vom Strand. Ich musste meinem Vater helfen. Die Heringsnetze waren trockendoch er hing zunächst die Hanken der Oberdelle an die eine Lattedann die Unterdelle an die gegenüberliegende Latte – die Netze hingen maßgerecht zwischen den Latten. Sein Vater wie auch Fiete Mumm hatten ihre Trockenvorrichtungen am Sonntagvormittag ebenfalls fertigKeine Woche vergingda hatten alle Fischer, die mit Heringsnetzen fischten, sich eine solche Trockenmethode eingerichtetDer Kahn meines Vaters wurde verkauft – er wurde ja nicht mehr gebraucht.
  
-Es war an einem Sonnabendwo er es machte. Sein Vater und Fiete Hansen und sahen sich an, was mein Vater gemacht hatte, sie gingen gleich hinn holten sich Latten und Draht, und machten sich daßelbe. Nachmittags hohlten sie sich ihre Heringsnetze vom Strand. Ich mußte mein Vater mit helfenDie Heringsnetze waren trocken, aber er hängt doch erst die Hanken der Oberdelle an der Lattedann die Unterdelle auf der gegenüber diegenden Latte, die Netze hangen, wie nach maß zwischen den LattenSein Vaterwie auch Fiete Mumm hatten ihren Trockeneinrichtung an Sontag Vormittag auch fertigEs dauerte keine Woche, da hatten alle Fischer die mit Heringsnetze fischten sich solche Trockenmethode fertig gemachtDen Kahn von mien Vater wurde verkaufter wurde ja nicht mehr gebraucht.+Die Heringsfischerei mit guten Fängen wurde durch einen Sturm aus Nordwest beendet, und die Motorquasen gingen meist wieder auf Goldbuttfang mit dem Schleppnetz überIm November begann gewöhnlich die Stellnetzfischerei mit den Sprottennetzen außerhalb der Fördeum einwandernde Sprottenschwärme aufzuspüren. Die Sprottennetze wurden von den Fischern als „Breedelgorn“ bezeichnetDiese Fischerei brachte oft sehr gutemitunter auch außerordentlich große FängeOb mit Waaden oder Sprottennetzen – die Sprotten brachten dem Fischer stets den besten Verdienst einAuch sie wurden wallweise verkauft – ein Wall (80 Stück) wurde bei den Sprotten mit 2½ Pfund berechnet20 Wall kamen auf 50 Pfund und wurden in Kisten verpackt.
  
-Die Heringsfischerei mit guten Fängen war durch einen Stum aus Nordwesten beendetso gingen die Motor-Quasen meistens wieder auf Fang nach Goldbutt mit dem SchleppnetzImm November gewöhnlich die Stellnetzfischerei mit den Sprottnetzen vor sich ging außerhalb der Förde, um Einwandernde Sprottenschwärme auf zu spürenDie Sprottennetze wurden bei den Fischern als „Breedelgorn“ benannt. Diese Fischerei brachte oftmals sehr gute Fänge, mit unter auch ganz Große Fänge an Land. Die Sprottenfänge, ob mit Waaden oder Sprottnetze, sie brachten immer das meiste Geld ein für den Fischer. Die Sprotten wurden auch Wallweise verkauft, 1. Wall (80 Stück) bei den Sprotten wurden 1. Wall mit 2½ ℔ berechnetso wurden 20 Wall zu 50 ℔ in Kisten gefüllt.+So wurden die Sprotten auch kistenweise an die Räuchereien verkauft. Die Preise für eine Kiste mit Sprotten (Breedeln) hingen von den Fängen und Anlandungen ab. Schlechte Preise lagen bei 5–7 Reichsmark pro Kistegute Preise bei 10–12 ReichsmarkDiese stiegen deutlich, wenn die Anlandung knapp war oder die Fischerei durch Verhältnisse in der Förde behindert wurdeSobald sich die Förde wieder freigab und die Fischer in den ersten Tagen gute Fänge machtenwollten manche Räucherer gleich größere Mengen an Kisten haben – so boten sie sich gegenseitig bei der Auktion auf dem Fischmarkt hochdenn die Sprotte war zu einem Delikatessenfisch geworden.
  
-So wurden die Sprotten auch Kistenweise verkauft an die Räuchereien. Die Preise für eine Kiste mit Sprotten (Breedeln) hing von den Fängen und Anlandungen ab. Kümmerlige Preise waren es, wenn 5-7 Reichsmark pro Kiste der Preis warbei 10-12 Reichsmark war schon gute annehmbare Preise. Diese Stiegen aber, wenn die Anlandung knapp waren, oder die Fischerei wurde durch bis in der Förde behinndertWenn die Förde davon frei gekommenund die Fischer brachten die ersten Tage gleich gute Fänge an Land, denn wollten einige der Räucherer gleich ein größerer Teil an Kisten haben, und so boten sie sich um-schigt mit Preis bei der Auktion am Fischmarkdenn die Sprotte war ein Delikatesen-Fisch geworden.+Ein echter Schlagerfang war es, wenn eine Waade 1000 Kisten – und noch viel mehr, bis zu 1700 – anlandeteEs kam auch vordass einige Waaden bei Südostwind auf der Südseite das Risiko eingingenzu ihrem Zug zu fahren – mitunter hatten sie das Glück eines solchen Fangs und bekamen dafür auch noch einen guten Preis auf der Auktion. Es ist vorgekommendass eine solche Glückswaade mit ihrem Fang bis 16.000 Reichsmark einbrachte.
  
-Ein Schlagerfang war es, wenn eine Waade einen Fang von 1000 Kisten, und noch viel mehr hatte, bis zu 1700 Kisten Fang hatte, und oftmals kam es vor, wenn einige Waaden bei Südostwind auf der Südseite es riskierten nach ihren Zug zu fahren, so kam es mitunter vor, daß sie das Glück einen solchen Fang zu machen, wenn er dennoch einen guten Preis bei der Auktion bekommt. Es sind dadurch schon vorgekommen, daß diese Glückswaade seine 16000 Reichsmark auß seinen Fang machte.+In unsrer Innenförde wurde von Mai bis September viel Kleinfischerei betrieben – mit Stellnetzen aller Artmit Triezen und Reusen – womit man sich gut ernähren konnte.
  
-Inn unßren Innenförde wird in den Monaten Mai bis September viel Kleinfischerei betriebenmit Stellnetze aller Art, mit Triezen uReusenwo sie sich ganz gut mit Ernähren konnten.+Bis 1912als die Marine im südlichen Teil der Förde ein großes Gelände erwarbum dort eine Anlage als Versuchsanstalt für Torpedos zu errichten. Das war die erste große Störung in unserer Förde – mit möglichen Auswirkungen auch auf die GroßfischereiAls 1913 die sogenannte TVA in Dienst gestellt und erprobt wurdezeigten sich erste Störungen für die Kleinfischerei. Besonders, wenn die Fischerboote über die Schussbahn fahren mussten, um zu ihren Fangplätzen längs der Südküste der Förde zu gelangen, hatten sie ihre Netze im Bereich der Schussbahn ausgesetzt. Denn die ganze Länge – über 1900 Meter – war zum Sperrgebiet erklärt, und somit wurde ein großes Fanggebiet der Fischerei entzogen. Ob die Fischerei dafür entschädigt wurde, ist mir nicht bekannt – ich habe nur davon gehört.
  
-Bis 1912 man anfing, daß die Marine sich im südlichen Teil der Förde ein großen Gelände-Besitz kaufte zum Bau von einer Anlage als Versuchs-Anstalt für TorpedosDas war die erste große Störrung in unsrer Förde, wie auch wohl sich Auswirken würde für die große Fischerei in der Förde. Als 1913 die sogenannte T.V.A. in Dienst gestellt wurde und erprobt wurde, zeigten sich doch für die Kleinfischerei einige Störungen an. Es war hauptsächlig wenn die Fischerboote über die Schußbahn mußten, wenn sie zu ihre Fangplätze längst der Südküste der Förde wollten wenn sie ihre Netze in der Nätze von Schußbahn außgesetzt hatten, denn die ganze Länge der Schußbahn die über 1900 mtr als Speergebiet erklärt wurde und somit ein großen Fischereigesich der Fischerei enteignet wurdeOb die Fischerei hierfür eine Entschädigung erhalten, ist mir unbewußt und habe auch nur davon gehört.+Doch unsere Förde wurde im Laufe der Jahre zu einem bedeutenden Übungsgebiet für die MarineIn den 1930er Jahren gab es bereits drei Torpedo-Versuchsanstalten in unserer Förde. Ab Mitte der 1920er Jahre begannen sich die Fischbestände Jahr für Jahr zu verringern – und so brach die große Waadenfischerei zusammen, ebenso die gesamte Goldbuttfischerei, zunächst mit Stellnetzen, später auch mit SchleppnetzenDiese traurige Entwicklung betraf das gesamte Gewässer zwischen Alsen und dem Fehmarnsund und setzte sich in der westlichen Ostsee fort – insbesondere die Plattfischfischerei auf GoldbuttIm Jahr 1929 fiel sogar die große Herbst-Treibnetzfischerei auf Heringe vor dem Großen Belt aus.
  
-Doch unsre Förde wurde mit den Jahen ein großes Übungsgebiet für die ganze Marine, und es waren in den 30ziger Jahren schon 3 Torpedo Versuchsanstalten in unsrer Förde. Als von Mitte den 20ziger Jahren anfing, da sich die Fischwärme nach unsrer Förde sich von Jahr zu Jahr immer mehr verringerten, und somit die große Waadenfischer zusammen brach, wie eben de ganze Goldbuttfischerei mit Stellnetze zuerst, dann auf der Schleppnetzfischerei. Diese traurige Episode galt für das ganze Gewässer zwischen Alsen und Fehmarnsund und deenten sich für die ganze westlich Ostsee aus, hauptsächlich für die Plattfisch-Fischerei nach Goldbutt mitt dem Jahr 1929 viel sogar die große Herbst-Treibnetzfischerei nach Heringen vorm Großen-Belt auß. 
  
  

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